Wallfahrten

Die Wallfahrten haben in Ertl eine lange Tradition, die weit vor das Jahr der Pfarrgründung zurückreicht. Im Memorabilienbuch von St. Michael ist davon berichtet. In der Pfarre St. Michael, zu der damals auch zwei Drittel der heutigen Pfarre Ertl gehörten, war vor 350 Jahren eine besonders große Hungersnot. Deshalb pilgerten die Bewohner nach Annaberg und Mariazell, und Gott erhörte ihr Gebet. Auch in den folgenden Jahren wurde die Wallfahrt durchgeführt, bis sie in Vergessenheit geriet. Im Jahr 1714 herrschte die Pest, und viele Bewohner der Pfarre fielen ihr zum Opfer. In größter Not erinnerten sich die Übriggebliebenen an das Versprechen ihrer Vorfahren, und seit dieser Zeit vergeht kein Jahr, wo nicht die Pfarrkinder von St. Michael, und seit 1930 auch die Ertler, diese Mariazeller Wallfahrt unternehmen. Ferdinand Krendl war seit der Pfarrgründung dabei und bereits vorher ein würdiger Vorbeter und erfahrener Vorsänger. Und auch 1980 war er noch aktiv als Vorbeter dabei.

Am 8. Juni 1947 ziehen 200 Ertler nach dem Pfarrgottesdienst aus der Kirche, um die Wallfahrt nach Mariazell anzutreten. Leider blieben zwei Autos aus Haag aus. 80 Leute mußten daheim bleiben.

Auch in den folgenden Jahren sind immer wieder Wallfahrten angesagt, öfters auch zweimal im Jahr.

In den letzten Jahren war die Mariazell-Wallfahrt meist am Pfingstmontag. Die Organisation wurde in bewährter Weise von Leopold Haselmayr (Rexnitz) übernommen. Die Teilnahme war gleichbleibend gut, d. h. jedesmal um die 120 Teilnehmer. Stationen sind in Josefsberg und Annaberg. 1988 wurde die Wallfahrt nach Mariazell aus Anlaß des 350-Jahr-Jubiläums besonders feierlich begangen. So wirkte auch die Ertler Musikkapelle mit, die zusammen mit dem Kirchenchor auch den Festgottesdienst gestaltete. Es waren etwa 220 Personen mit dabei.

Bei der Mariazell-Wallfahrt 1991 wurde die Fahrt über Puchenstuben wegen der Schneemassen zu einem wahren Abenteuer. Ein Baum mußte von der Straße entfernt werden. Der Mesner in Mariazell schlug die Hände zusammen, als er davon hörte, daß wir trotzdem die Fahrt riskiert hätten. Die Heimfahrt erfolgte über St. Polten.

Seit dem Jahr 1979 gibt es eine Fuß-Wallfahrt von Ertl nach Maria Neustift, ein sehr beliebter Wallfahrtsort in unserer Gegend. Viele andere Pfarren besuchen auf dem Weg dorthin auch die Kirche in Ertl. Die Fußwallfahrt nach Maria Neustift findet jedes Jahr im September statt. Dabei gestaltet abwechselnd der Kirchenchor und die Blasmusik den Gottesdienst. Durchschnittlich 110 Leute gehen zu Fuß, viele kommen noch mit dem Auto nach. Am Erntedankfest, 14. Oktober 1979, nachmittags ziehen über 300(!) Gläubige aus Ertl zu Fuß nach Maria Neustift. Voran die Musikkapelle, windet sich die singende Schar das Urltal hinein über den Grestenwald nach Maria Neustift. An diesem traumhaft schönen Herbsttag erlebt jeder ein Stück Kirche auf der Wanderschaft. Ein weiterer Termin war der 19. Oktober 1980 (280 Wallfahrer).

Sonstige Wallfahrten und Pilgerreisen: Anfangs Februar 1982 unternimmt eine Gruppe Ertler mit ihrem Pfarrer eine fünftägige Rom-Wallfahrt. Sie begegnen dem Theologiestudenten Ferdinand Krendl aus Ertl, der für ein Jahr in Rom studiert. Sie treffen im Radio Vatikan dessen Leiter P. Heinrich Segur, und am 3. Februar ist Papstaudienz, bei der Pfarrer Schuh dem Papst ein Dankschreiben für sein Telegramm zur Primiz von Augustin Sonnleitner überreicht.

Am 10. September 1978 sind auch viele Ertler bei der Diözesanwallfahrt in Maria Taferl, und vom 4. bis 14. Juli 1983 nehmen 47 Personen an der Pilgerfahrt nach Lourdes teil. Am 26. und 27. Oktober 1984 nehmen auch aus unserer Pfarre Gläubige an der Diözesanwallfahrt nach Altötting und Passau (Anlaß ist das 200-Jahr-Jubiläum der Diözese St. Pölten) teil.

Von 22. August bis 1. September 1988 ist wiederum eine Lourdes-Pilgerfahrt, von der Pfarre veranstaltet. 30 Pilger, darunter auch Sr. Birgit Dorfmair, nahmen teil. Die geistliche Leitung hatte Rektor Mag. Herbert Döller aus Seitenstetten und Pfarrer Mag. Leopold Pitzl.

Viele Familien fahren auch privat das Jahr über zu den Wallfahrtsorten in unserer näheren und weiteren Umgebung.

KS