OSR Walter Ripka

Schulgeschichte von Ertl

Volksschule Ertl

Die Schule von PeilsteinAus dem Sterbebuch der Pfarre St. Michael am Bruckbach: "Im Oberliergel starb am 30.3.1831 Jakob Hörndler, 70 Jahre, Quartierer; hat in früheren Jahren das Schneiderhandwerk betrieben und sich mit dem Unterrichten der Kinder in der inneren Pfarre beschäftigt."

So lautet die erste Spur des Schulwesens in Ertl.

Die erste Schule in Ertl wurde 1829 im Hause Pallstein - heute Peilstein - errichtet. Über die Schulgründung liegt ein Mietvertrag vor, der hier auszugsweise wiedergegeben wird. Die unter Anführungszeichen angeführten Stellen, sind dem Original entnommen und geben auch den damaligen Stil und die Rechtschreibung wieder.

"Miethvertrag zwischen Josef Dorfmayer Besitzer des zur Herrschaft St. Peter in der Au unterthänigen Bauerngutes Pallstein in der Pfarre St. Michael Nr. 167 und seinem Eheweibe Katharina als Vermiether, dann den beiden Herrschaften Stift Seitenstetten und St. Peter in der Au als Patronate der neu entstandenen Schule zu Pallstein für sich und dann im Namen der eingeschulten Gemeinde als Miether".

Der Mietvertrag wurde auf die Dauer von 20 Jahren abgeschlossen. Dann war eine zweijährige Kündigungsfrist vereinbart. Mietbeginn war der 1. Juni 1829. Als Miete war für das erste Jahr 40 fl (Gulden) festgelegt, da noch Umbauten zu machen waren. Dann betrug die Jahresmiete 20 fl. An Veränderungen wurden vorgeschrieben:

"Als besondere Verbindlichkeit wird den Josef Dorfmayer'schen Eheleuten vorgeschrieben, daß das Schulzimmer wenigstens auf 10 Schuh erhöht, die Fenster aber bis auf drei Schuh Höhe und zwei Schuh breit erweitert; und die nächst dem Schulzimmer stehenden Bäume, da sie das Licht entziehen, kassiert werden. In dem Schulzimmer und in der Lehrerwohnung ist überall ein eigener Ofen anzubringen. Es ist ein geeignetes Lokal zur Unterbringung des Holzes beizuschaffen."

Die Schule in Peilstein

Diese Schule ist eine "Trivialschule" und als solche eine Filiale von St. Michael.

Sie ist katholisch, deutschsprachig, zweiklassig, ganztägig und gemeinschaftlich geführt. Eingeschult sind 65 Häuser aus St. Michael und 30 aus St. Peter, zusammen 95. Seit 1851 sind es 79 Häuser aus St. Michael und 30 aus St. Peter, zusammen 109. Die Zahl der Schulfähigen und jener, die tatsächlich die Schule besuchen, ist fast jedes Jahr identisch.

Die Lehrer werden mit "gut" beurteilt, Josef Gruber auch mit "sehr gut". Ab 1865 wird der Bauzustand der Schule als mangelhaft aufgewiesen.

Im Laufe der Zeit erwies sich jedoch diese Schule als zu klein und nicht mehr der Zeit entsprechend. Es wurde daher eine neue Schule im Tal geplant.

Jahr

Schülerzahl

Lehrer

Katechet

Schulaufseher

Kn. Mäd. zs.

1829...

1834

29

34

63

Johann Wisinger

Georg Stöckler

18..

Müllermeister

1848

24

34

58

Georg Steiner (36)

P. Wichmann

1849

18

30

48

"

Preinfalk

1850

19

22

41

"

"

"

1851

23

34

57

" " "

1852

28

25

53

"

P. Bernhard

"

1853

34

37

71

"

Waldburger

"22222

1854

32

35

67

Josef Wimmer (43)

" "

1855

36

33

69

Josef Gruber (41)

" "

1856

35

30

65

" " "

1857

33

34

67

" " "

1858

28

27

55

"

P. Michael

"

1859

30

36

66

"

Koller

"

1860

32

37

69

" " "

1861

34

41

75

"

P. Wolfgang

"

1862

31

39

70

"

Daniek

Jakob Stiebellehner

1863

35

36

71

" " "

1864

34

34

68

" " "

1865

41

42

83

" " "

1866

38

48

86

" " "

1867

28

29

57

" " "

1868

52

44

96

" " "

1869

1870

18..

18..

Quelle: Diözesanarchiv St. Pölten, Schulakte Karton 18-25

Im Jahre 1875 wurde ein zum Gute Moos gehöriger Grund an der Url zum Zwecke der Erbauung einer Volksschule anstatt der bisherigen auf dem Peilsteine (639 m) im Bauernhause Peilstein (Ortsgemeinde St. Michael) sehr ungünstig situierten Schule für das innere Urltal und Kohlgrabengebiet abgetrennt. Die daselbst errichtete Volksschule, führt offiziell den Namen "Schule Dorf St. Peter in der Au", weil der Grund bereits zur Katastral- und Ortsgemeinde Dorf St. Peter/Au gehört, wird aber im Volksmund gemeiniglich die "Schule in Ertl" genannt."

"Topographie von NÖ", Bd. VI, M-N Wien 1909, unter dem Stichwort Moos.

(Anmerkung: Der Grund auf dem die Schule gebaut wurde gehörte wahrscheinlich nicht zum Moos, sondern zum Roggenbichl, weil Urkunden aus 1876 von einer "Schule in Roggenbichl", "Schulhaus in Roggenbichl" sprechen.)

Die Kosten dieses Schulbaues betrugen 11600 fl, davon erhielt die Schulgemeinde 1500 fl vom NÖ Landesfond, sowie von S. k. k. Majestät eine Unterstützung von 300 fl.

Schule Dorf St. Peter in der Au

Diese zweiklassige Volksschule wurde am 21. September 1876 eingeweiht. Als Lehrer waren Herr Julius Pleichl (prov. Leiter) und Alois Radlberger (als Unterlehrer) an der Schule. Da die Schülerzahl ständig stieg, wurde 1906 ein Zubau gemacht, sodaß am 20. August der Unterricht in drei Klassen abgehalten werden konnte.

Schülerzahl: 1. Kl.: 1. Schulstufe 15 Knaben und 18 Mädchen
2. Kl.: 2. u. 3. Schulstufe 30 Knaben und 29 Mädchen
3. Kl.: 4.,5. u. 6. Schulstufe 17 Knaben und 22 Mädchen
lit c-d 17 Knaben und 22 Mädchen, Summe 180 Schüler

Anmerkung: lit c-d die Schüler der 7. u. 8. Schulstufe hatten nur am Donnerstag Unterricht.

Die Volksschule in der 50er JahrenIm Jahre 1949 wurde an das Schulgebäude ein Zubau angeschlossen, sodaß die alte Schule ihre jetzige Ausdehnung erhielt. In dem Zubau war die Leiterwohnung und vier Lehrerzimmer untergebracht. Ein Lehrerzimmer war bis 1962 Gemeindekanzlei. Dazu wurde ein eigener Eingang geschaffen, der heute der Eingang zum Salon Elfi ist. Die Leiterwohnung im alten Gebäude

sowie die Lehrerzimmer wurden als Klassen ausgebaut. Dieser Zubau wurde unter Bürgermeister Franz Panstingl ausgeführt. 1950/51 hat Ertl eine fünfklassige Volksschule mit 186 Kindern. Ab dem Schuljahr 1964/65 wurde die Volksschule sechsklassig geführt. Es wurde zu diesem Zweck im Sitzungssaal des Gemeindehauses eine Klasse adaptiert.

Im Herbst 1972 wurde mit dem Volksschulzubau an die Hauptschule begonnen.

Umzug in die neue VolksschuleMit Schulbeginn 1973 waren die vier Klassen des Neubaues beziehbar. An Nebenräumen stehen die Leiterkanzlei und ein Lehrmittelzimmer zur Verfügung. Turnsaal und Spielplätze müssen mit der Hauptschule geteilt werden. Während in den Schuljahren 1970/71 und 1971/72 an der Volksschule noch eine auslaufende Oberstufe geführt wurde, ist mit Beginn des Schuljahres 1973/74 nur mehr die Unterstufe (1. bis 4. Schuljahr) in der Volksschule. Während bisher besonders das Bauliche behandelt wurde, mögen die nun angeführten Auszüge aus der Schulchronik, einen Einblick in den Schulalltag und die Entwicklung in der Schule geben.

1. Die Schulleiter von 1876 bis 1991

1876 9.1.-1878 5.1. Julius Pleichl OL
1878 5.1.-1883 5.1. Edmund Antolkovich OL
1883 5.1.-1887 11.1. Franz Bajez OL
1888 2.13.-1888 4.1. Anton Fischer OL
1888 4.1.-1904 4.14. Florian Schweiger OL
1903 1.15.-1904 6.1. Ludwig Stix (prov. Leiter - Schweiger erkrankt)
1904 6. L-1923 1. 31. Hubert Köfler OL
1923 2.1.-1937 9. 2. Karl Reiter OL
1937 9. 2.-1939 12.18. Franz Lindenmayer OL
1939 12.18.-1940 12. 30. sind als prov. Leiter Herr Clanzig, Bruno Kerschner, Friedrich Großauer, Herr Weninger und Josef Gerersdorfer tätig
1940 11. 30.-1940 2.17. Ferdinand Kwasnitzka OL
1940 2.18.-1949 8.1. Friederike Kwasnitzka prov. Leiter
1949 8.1.-1967 12.16. VD Ferdinand Kwasnitzka OSR
1967 12.16.-1971 8. 31. VD Walter Ripka (Bild Seite 48)
1971 9.1.-1989 8. 31. VD Wilhelmine Ripka OSR
1989 9.1. VD Edith Dorfmayr-Ripka

Ferdinand Kwasnitzka Friederike Kwasnitzka
Wilhelmine Ripka Edith Dorfmayer-Ripka

2. Einige Schüler-, Klassen- und Lehrerzahlen

In Ertl war es öfter notwendig, Klassen ohne Lehrkraft zu führen. Dies geschah entweder durch Wechselfolge (einen Tag diese, am zweiten Tag die andere Klasse), durch Vormittag- und Nachmittagsunterricht oder durch Supplierung aller Lehrer in den einzelnen Gegenständen.

Wann eine solche Notsituation eintrat, ist aus einem Vergleich der Klassen mit der Lehrerzahl ersichtlich.

Schulbeginn

Schüler

Klassen

Lehrer

1888

107

2

2

1895

162

2

2

1900

176

2

2

1906

200

3

3

1910

200

3

3

1916

162

2

2

1923

194

3

3

1931

189

4

4

1936

214

4

4

1941

223

4

2

1945

240

4

3

1949

200

5

5

1955

162

5

1960

182

5

5

1964

200

6

6

1966

247

5 VS, 1 PL

6

1969

284

6 VS, 1 PL

7

1970 227 6 5

An der Volksschule ist nun die Unterstufe, die 7. u. 8. Schul stufe und der Polytechnische Lehrgang

1971

178 5 4

Die auslaufende 8. Schulstufe wird im gefächerten Unterricht geführt. Der Polytechnische Lehrgang der HS angeschlossen.

1972

163

4 Kl. Unterstufe

4

1976

134

4 Kl. Unterstufe

4

1977

128

5 Kl. Unterstufe

5

1983

82

4 Kl. Unterstufe

4

1988

96

5 Kl. Unterstufe

5

1991

114

5 Kl. Unterstufe

6

Bis Dez. war eine Klasse im Pfarrheim, ab Dez. in einer neu geteilten Klasse

3. Zitate aus der Schulchronik der Volksschule Ertl

1884  Nachdem der hiesigen Schulgemeinde die Schulbesuchs-Erleichterungen laut Schul-Novelle vom 2. Mai 1883, nach c u. d gewährt wurden, so wurde an die Schüler des 7. u. 8. Schuljahres vom 1. März an, der Unterricht jeden Donnerstag durch sechs Stunden erteilt; die Mädchen erhielten noch eine Stunde Handarbeits-Unterricht dazu.
1889 Ortsschulrat: Df. St. Peter: Michael Losbichler (Rauchegg), Franz Radelsböck (Moltererlehen), St. Michael: Engelbert Flachenegger (Schmied in Ertl), Ferdinand Dorfmeier (Peilstein), Sebastian Krendl (Schnirzer)
1890 Wegen ausgebrochener Masernkrankheit im hiesigen Schulhause war die Schule vom 28. 4. bis 18. 5. geschlossen.
1892 Am 3. 4. starb der Ortsschulaufseher Sebastian Krendl. Am Beerdigungstag (6. 4.) wurde er um halb acht Uhr Früh von sämtlichen Schulkindern unter der Leitung des Lehrkörpers vom Trauerhause abgeholt und bis zur Schule begleitet. Er war stets ein wahrer Schulfreund. An dessen Stelle trat Georg Stöckler, Besitzer der Feindmühle, in den Ortsschulrat ein.
1897 unterrichtete in Ertl der prov. Unterlehrer Franz Ertl.
1905 Sommerferien 17. Juli bis 5. August; Herbstferien 10. bis 30. September
1905 Herr Kooperator Franz Gotsbacher leitete unter der hiesigen Bevölkerung eine Sammlung ein, behufs Anschaffung eines Harmoniums zur Begleitung des Gesanges während der Schulmesse.
1906 Schulzubau: In der Sitzung am 10. März wird der Zubau in der Zeit vom 17. 4. bis 31. 7.1906 beschlossen. Die verlängerten Ferien wurden auf die Zeit vom 1. Mai bis 31. Juli festgelegt. Die Bauferien mußten aber bis 20. August ausgedehnt werden. Am 20. 8. begann der Unterricht in drei Klassen.
1916 Die Kinder der 7. und 8. Schulstufe werden bis auf weiteres vom Schulbesuch befreit. Die Schulleitungen werden aufgefordert die Schuljugend zur Sammlung von Brombeer- und Erdbeerblättern als Teeersatz zu verhalten. Einführung der Sommerzeit vom 1. Mai bis 30. September.
1927 Bei der Weihnachtsfeier wurden 175 S 68 g eingenommen. Graf Segur von St. Peter spendete auch heuer wieder 50 S.
1973 10. 7. Einweihung der neuen Schule und Eröffnung durch Landeshauptmann Andreas Maurer. (Volks- und Hauptschule Ertl)
1974 Der Schulbezirk Amstetten wird in zwei Inspektionsbereiche geteilt. Ertl gehört dem Inspektionsbereich II an (BSI Walter Baumann). Infolge des Lehrermangels an der Hauptschule werden von den Volksschullehrern 17 Wochenstunden an der HS gehalten. Ebenso 1975/76.
1976 Durch die Auflösung der VS St. Michael werden der VS Ertl neun Schüler zugewiesen. Lehrkörper 1964/65
1979 Mit 3. September 1979 wird an der VS Ertl die Fünftagewoche eingeführt.
1982 Visitation der Schule durch Weihbischof Dr. Alois Stöger (10. 5. 82). Seit 25. 9. 82 besuchen zwei Kinder aus der CSSR die Volksschule in Ertl.
1986 Einführung der Klassenforen und des Schulforums
1991 Am 22. 3. 91 schmückten die Volksschüler mit ihren Lehrkräften die Bäume am Parkplatz vor der Kirche mit selbstgebasteltem Osterschmuck für das Osterfest. Zum zweiten Male legten heuer alle Schüler der 4. Klasse die Radfahrprüfung mit Erfolg ab. Das, von der VL Edith Dorfmayr-Ripka 1986 erprobte offene Lernen in gemäßigter Form, wird weiterhin angewendet. Der Deutschunterricht für fremdsprachige Schüler wird durch zwei zusätzliche Stunden (gehalten von VD Dorfmayr) ergänzt.

 Volksschulklasse 1970/71

Landwirtschaftliche Fortbildungsschule:

Seit dem Schuljahr 1950 wurde an der Volksschule Ertl je ein Winterkurs für Burschen und Mädchen der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule geführt. Da großer Raummangel bestand, mußte die Küche der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule im Keller des Zubaues untergebracht werden. Erst durch die Errichtung des Gemeindehauses (1962) konnte dort im ersten Stock der notwendige Schulraum für die Landwirtschaftsschule geschaffen werden. Allerdings konnten die Schüler diese Räume nicht lange beanspruchen, weil die Landwirtschaftsschule mit Schulbeginn 1966 aufgelöst wurde. Die schulpflichtigen Schüler wurden der landwirtschaftlichen Zentralschule Haag zugewiesen.

Lehrkörper 1969/70Der Polytechnische Lehrgang

Mit Einführung der neunjährigen Schulpflicht im Jahre 1966 wird auch an der Volksschule Ertl ein Polytechnischer Lehrgang errichtet, der in den Räumen der "Landwirtschaftlichen Fortbildungsschule" im Gemeindehaus untergebracht wird. Diese stehen zur Verfügung, da die landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen in Zentralschulen zusammengefaßt wurden. Die Hauptverantwortung sowie die dort neu eingeführten Fächer, Berufskunde und Lebenskunde, übernimmt der VL Walter Ripka. Es darf hier angemerkt werden, daß der PL in Ertl nach anfänglicher Ablehnung des 9. Schuljahres, von den Schülern mit großer Begeisterung angenommen wurde und fruchtbringende Arbeit geleistet werden konnte.

Der PL blieb der Volksschule bis zum Ende des Schuljahres 1970/71 angeschlossen und wurde mit 1. 9.1971 der nun selbständigen Hauptschule Ertl zugewiesen. Infolge der Schulreorganisation wurde der "PL" mit 1. 9.1972 an der Hauptschule Ertl aufgelöst und die Schüler dem Polytechnischen Lehrgang der Hauptschule St. Peter/Au zugewiesen.

Polytechnischer Lehrgang 1969/70