Blitzlichter aus vergangener Zeit

Steinzeitfunde

Anthof
Anthof (Ertl 27): Ferdinand und Ludmilla Schenkermayr fanden in den 50er und 60er Jahren einige schöne Flachbeile aus der jüngeren Steinzeit (4000-1800 v. Chr.). Anton Mitmannsgruber beschreibt diese 19 (8) Fundstücke im "Amstettner Anzeiger" sowie im "Bote von der Ybbs".1)

SteinzeitfundeFund Nr. 1: Flachbeil, grün marmorierter Serpentin, sehr sorgfältig bearbeitet und glatt geschliffen. Länge 10 cm, Schneidbreite 6 cm, Rückenbreite 2 cm, Dicke ebenfalls 2 cm, zur Schneide hin konisch verlaufend. Die Schneidfläche muß mit irgend einem harten Gegenstand beschädigt worden sein, da eine Absplitterung von 2-3 cm erkennbar ist.
Fund Nr. 2: Flachbeil, grauer, einfarbiger Serpentin, L 11 cm, B 4 cm, Dicke 2 cm.
Fund Nr.
3: Flachbeil, grauer Serpentin, L 6 cm, B 3,5 cm, Rücken 3,5 cm, Schneidfläche 4,5 cm.
Fund Nr. 4: Flachbeil, hellgrauer Serpentin, L 6,5 cm, Schneidfläche 4 cm. Die Schneidfläche zeigt Abnützungserscheinungen.
Fund Nr. 5: Flachbeil, grau marmorierter Serpentin, L 6-7cm, B 5-5,5 cm. Die Schneide ist schön halbmondförmig und scharf bearbeitet, kleine Absplitterungen.
Fund Nr. 6: Flachbeil, unbestimmbares Miniaturbeil, das mehr einem Spielzeug gleichschaut. Schlechte Schneidefläche, Höhe 4-5 cm, Rückenbreite 2 cm.
Fund Nr. 18: Flachbeil, grüner Serpentin, L 6,5 cm, Schnittbreite 4 cm, Rückenbreite 2,5 cm.2)
Fund Nr. 19: Flachbeil, grüngrauer Serpentin, L 6,5 cm, Schneidbreite 0,5cm, an der Rückseite 7 cm.

Da nur Flachbeile gefunden wurden - ein so großer Fund auf so kleinem Raum -, läßt sich der Schluß ziehen, daß hier ein Spezialarbeiter seßhaft gewesen ist und daß es sich hier um eine ehemalige Erzeugungsstätte handelte.

Diese Fundstücke werden alle als echt ausgewiesen, jedoch ist eine genaue kulturelle Zuordnung kaum möglich, da die nötigen Untersuchungen noch nicht durchgeführt worden sind. Ein mögliches Datum ist +/- 2500 v. Chr.

Moserfeld
"Steinäxte ... vom Moserfeld zu Ertl" werden in der Bezirksgeschichte "Österreichs Wiege - der Amstettner Raum" erwähnt und sind in Seitenstetten im Archiv aufbewahrt.3) Dr. P. Petrus Ortmayr berichtet von einer Flachaxt bereits 1937 in der Zeitschrift "Unsere Heimat": "Flachaxt aus grünem Serpentin, L 4,5 cm, B 2,2-3,8 cm, D 1,1 cm. Auf dem Moserfeld stehen seit einigen Jahren neue, schöne Häuser, und somit wird diese Fundstätte der Vergangenheit angehören.

Der Haussteinbruch mit endneolithischer SiedlungHausersteinbruch
"Jungsteinzeitliche Funde aus einem Feuersteinabbau bei Ertl, Hartwigstein (NÖ)" vermerkt Otto H. Urban in seinem Buch "Wegweiser in die Urgeschichte Österreichs".4)

Schützenberg
Beim Hause Schützenberg, Ertl 163, Farn. Katzensteiner, wurden ebenfalls Steinbeile gefunden. Sie sind als Leihgabe im Mostviertler Bauernmuseum Distelberger (Gigareith bei Amstetten) ausgestellt.

Häuser mit Geschichte Url

A) Gewässer: Unser Dorf Ertl liegt im Urltal. Die Url ist ein kleiner Bach, der bei Amstetten in die Ybbs mündet. Sie wird bereits 863 und in den Jahren 890 n. Chr., 903, 906,1034, um die ältesten Nennungen aufzuzählen, erwähnt.5) An ihrem Unterlauf befand sich in der Römerzeit das Kastell Mauer an der Url. Der Name "Url" deutet auch auf die Kelten hin. Woher der Name stammt, ist nicht eindeutig nachzuweisen. Im vorigen Jahrhundert wurde die Wortsilbe "Url" mit "Arl" (Großarl, Arlberg) und/oder "Aar" (Adler) in Verbindung gebracht. Urula (lateinisch), Orla, Urle wird als "die (aus den Bergen) Herauskommende, Hervorkommende" gedeutet.

B) Herrschaft. "Url" ist auch ein Herrschaftssitz im oberen Urltal, der heute noch Urlgut heißt (Ertl Nr. 147). Hier lebte Egeno de Urle in der Zeit des 12. Jahrhunderts. Dieser war mit dem Gründer von Seitenstetten, Udalschalk von Stille, verwandt. Da er auch einmal als Egeno de Owe (St. Peter/Au) aufscheint,6) kann die Herrschaftsbezeichnung Url und (St. Peter in der) Au nicht identisch sein. Adelige nannten sich damals nach ihrem Sitz, bzw. wurden von ihrer Umgebung nach dem jeweiligen Besitz benannt. Einige Verwandte des Egeno seien hier noch kurz genannt: sein Bruder Alram (Adelram) de Urle, Hartwicus de Urle und Marchwardus de Url.

Ertl

Ertl hieß das Bauernhaus, welches heute das Brandecker ist (Ertl 7). Bereits im Kataster der Maria Theresia (um 1750) wird ein Mathias Flachenegger, Müllermeister, als Besitzer auf dem Gut Ertl genannt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte hier ein Schmiede- und Müllermeister namens Engelbert Flachenegger. In alten Matriken wird er Schmied am Ertl Nr. 171 genannt. Seine Nichte Maria Flachenegger, vom List, heiratete am 2. 7. 1869 den Schmiedemeister Josef Kleindessner, der die Schmiede am Ertl übernahm. Kleindessner war im Ortsschulrat und dann Kassier beim Kirchenbauverein. Seine Tochter Zäzilia heiratete der Schmiedemeister Konrad Brandecker (1883-1953). Dieser Name ist heute noch auf dem Haus Ertl, das in den vergangenen Jahrzehnten nur noch "'s Schmied" von "Schmied in Ertl" genannt wurde.

Der Name ist aus Mangel an Urkunden nicht zu deuten.7)

Zur Deutung des Namens können nur Vermutungen ausgesprochen werden:

  1. "Wenn es stimmt, daß die meisten Namen mit dem Grundwort Edla wie Edlach und Edlitz oder auch Erla und Ertl vom slawischen Wort für Tanne (jedle = Tanne) ableitbar sind, dann hätten wir eine beträchtliche Anzahl weiterer slawischer Ortsnamen in unserem Bezirk".8) Das wäre die Zeit um 600 n. Chr. So würde Ertl von dem Worte Tanne herkommen und ein slawisches Haus sein.
  2. Eine weitere Deutung wäre, daß Ertl (Erl) mit Url zusammenhängt. Und zwar folgendermaßen: Im 11. oder 12. Jahrhundert wird ein neues Bauerngut vom Urlgut abgetrennt und als Klein-Url, Erl, bezeichnet. Wie weit dies möglich ist, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls ordnet Steinkellner das Bauernhaus Ertl dem Gute Url zu.8)
  3. Im 13. Jh. wird ein Ritter Otto von der Erl erwähnt. Er ist Besitzer dieses Hauses und ist mit Udalschalk von Stille, dem Gründer von Seitenstetten, verwandt. Sein geschachteter Schild deutet darauf hin. Der Name Erl/Ertl wäre dann vom Ritter auf dieses Haus übernommen worden.
  4. Eine weitere Deutung ist folgende: Nach einer deutschen Namenskunde9) ist das Wort "Ert, Ert(e)l" mit "Hart" in Verbindung zu bringen, was soviel wie "stark, kühn" bedeutet. Dieses "Hart" mischt sich mit "ard - Wohnort" (altsächsisch) und "Erde". Dieses Wort "hart" ist auch das Grundwort von Harduwich, Hartwig, Härtweg, Erdwig. Demnach steht der Name der Burg Hartwichstein auf dem Hauserkogel mit Ertl in engster Verbindung.

Die wahrscheinlichste ist die 3. Deutung. "Ertl" taucht als Ortsbezeichnung in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf. Damals wird die Schule wenige Wochen nach der Verlegung von Peilstein ins Tal nicht mehr "Schule in Roggenbichl" sondern "Schule in Ertl, Dorf St. Peter in der Au" genannt.

Wenn der Kirchenbauverein um 1905 in einer Bittschreibung zwecks Unterstützung des Kirchenbaues sehr vornehm "Oertl" schreibt, so klingt schon der Gedanke an einen eigenen Ort mit, der sich bald um diese Kirche sammeln wird. Bei der Unterschriftenaktion zwecks Gründung einer Gemeinde wird um 1918 nur noch von Ertl gesprochen. Und dieser Name ist geblieben. Kurz und bündig "Ertl".

König, Bischof, Vogt (Voit-)

Bischof Egilbert von Freising (1006-39) war der Erzieher des späteren Königs Heinrich. Freising erhielt 1034 drei Königshufen an der Url, von denen Markgraf Adalbert eine zu Lehen hatte.10)

Die Häuser Königslehen, Ertl 113,114, Königsberg, Ertl 64, Fürstenöd, Ertl 110, Bischofberg, Ertl 119, deuten auf diese Vergangenheit hin. Vermutlich auch das Königgütl, Ertl 19, das heute verfallen ist.

Die Häuser Voitlehen, Ertl 145, Voitliegl, Ertl 143, und Voitstraß, Ertl 86, lassen auf bischöflichen Besitz im 12. Jahrhundert schließen. Damals war der Verwalter solcher Güter ein "Voit" (=Vogt).

Otto von Lengenbach, Domvogt von Regensburg, hatte mehrere Güter in Ertl, darunter das Erbe der Herrn von Url und das Gebiet bis zum Grestenberg, Waidenberg und Hartwigstein. Er starb 1236 kinderlos. Den größeren Teil der Güter vermachte er dem Stift Admont. Einen kleinen Teil bekam Otto von der Erl. 1298 verpfändete aber Herzog Albrecht I. den ganzen Besitz an das Bistum Freising. 1330 ging dieser Besitz zurück an den Landesfürsten. Seit dieser Zeit wurde unser Gebiet zum größten Teil von den jeweiligen Schloßherrn von St. Peter verwaltet.11)

Der Hauserkogel

1) Steinzeitliche Funde (siehe Seite 53)

2) Hartwigstein

Die Erklärung der endneolithischen Siedlung und der Burg Hartwigstein zum Denkmal ist im Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten v. 15.10.1978 vermerkt: "Mit Bescheid des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung vom 22. 9. 1978, ZI. 12.074/5/33/ 78, wurde die neolithische Siedlung und mittelalterliche Hausberganlage in Ertl auf den Grundstücken Nr. 1897, 1898, 1910, 1871, 1872 und 1918, KG Ertl, unter Denkmalschutz gestellt.12)

Der Hauskogel birgt einige Geheimnisse aus alter Zeit

Die Burg Hartwigstein stand auf dem Hauserkogel neben dem Waidenberg unweit der Quelle der Url. Ein anderer Name lautet "Hertweichstein". Büttner beschreibt diese Burg folgendermaßen:

"Die Burg Herwigstein, auch ‚Hartwigsberg’ genannt, lag auf dem Hausnerkogel im Quellgebiet des Urlbaches. Der Kogel besteht aus zwei Teilen: dem ,Hinterhauserberg’ und dem ,Schweighoferberg’. H. Blank führte 1906/7 Grabungen durch. Auf der Kuppe des Schweighoferberges bestand eine vorgeschichtliche Wallburg mit Steinwällen. Diese setzte sich auch in die nächste Umgebung bis zu den Felsblöcken und Steillehnen fort... Die alte Wallburg wurde im 10. Jh. während der Ungarneinfälle als Zufluchtsstätte neuerlich benützt.

Im Anschluß an die alte Wallburg wurde eine mittelalterliche Burg errichtet. Diese bestand aus mehreren Teilen. Die bewohnte Hochburg lehnte sich über die Platte des Schweighoferberges an diesen an, wobei sie Reste der alten Wallburg benützte. Die Hochburg endete im Sattel zwischen den 2 Bergkuppen. Eine Ringmauer setzte sich vom Sattel auf den Hinterhauserberg fort. Die Hochburg hatte noch eine zweite Ringmauer, die sich von den Felsblöcken des West-Abfalles über die südliche und östliche Lehne des Hausnerkogels hinzog. Der Zugang zur Burg befand sich auf der Nord-Seite gegen das Wieserlehen und den Schwaighof (Meierhof des Babenbergerurbars). Alle Mauerreste sind verschwunden, doch wurden Grundmauern an mehreren Stellen ergraben. Um 1240 war die Hochburg bereits verlassen ..."13)

3) Eine mittelalterliche Hausberganlage
(mit rundem Graben) wurde ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt.

4) Die Gründungssage von Maria Neustift
Vor langer Zeit erhob sich auf der Hauser-Höhe in der Ortschaft Ertl die feste Burg Hinterhaus, auch Hartwigstein genannt. Auf dieser Burg lebte der Ritter Oswald mit seiner Familie und seinem Burggesinde. Sein Nachbar war der Ritter von Gleiß, dessen Burg am Fuße des 704 Meter hohen Sonntagberges sich erhob.

So trotzig, wie ihre Burgen ins Land lugten, waren auch die Ritter, zwei Brüder, die seit langem schon in grimmiger Fehde lebten und jede Bruderliebe vermissen ließen. Eines Tages, als die beiden Ritter mit ihren Reisigen durch das Land streiften, begegneten sie sich auf einer lang hingestreckten Hochfläche des 895 Meter hohen Freithofberges. Sogleich gingen sie mit ihren Waffen gegeneinander los, und es kam zu einem harten Ringen. Der Ritter Oswald mit seinem kleineren Gefolge war dem robusteren und gewalttätigeren Ritter der Burg Gleiß und seinen zahlreichen Kämpen nicht gewachsen und fürchtete zu unterliegen und getötet zu werden. Aus dieser Todesgefahr wurde er mit seinen Mannen auf wunderbare Weise durch unerwartet plötzlich einfallenden dichten Nebel gerettet. Er konnte sich mit seinen Leuten ungesehen in Sicherheit bringen.

Aus Dankbarkeit für seine wunderbare Rettung wollte der Ritter Oswald von Hinterhaus auf dem Freithofberge eine Kirche bauen. Bauholz wurde auf eine hiefür geeignete Stelle gebracht. Als die Zimmerleute die Arbeit begonnen hatten und schon viele Abfälle den Werkplatz bedeckten, kamen in Scharen Raben geflogen, lasen mit ihren starken Schnäbeln Holzspäne auf und flogen davon. Die Handwerksleute sahen, daß die schwarzen Vögel alle Späne weit unten auf eine bestimmte Stelle zusammentrugen, und zwar dorthin, wo heute die Kirche von Neustift steht.

Merkwürdigerweise waren, obwohl es August und daher heißer Sommer war, die Späne mit lichtem, weißem Schnee bedeckt. Ritter Oswald sah darin ein Zeichen des Himmels, gebot sogleich, den Bau der Kirche auf dem Freithofberg, auf dem schon einige Leichen in einer Umfriedung beerdigt worden waren, einzustellen, und die Kirche auf dem Platz zu errichten, den die Raben gewiesen hatten und wo sie heute noch steht. Und weil die Späne mit Schnee bedeckt waren, wurde die von Ritter Oswald gestiftete Kirche "Maria Schnee zu Neustift" genannt, (in: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr und Umgebung, Steyr, 4. Aufl. 1989)

um 1750

Die größten Besitzungen zur Zeit Kaiserin Maria Theresias in dem Gemeindegebiet des heutigen Ertl nach der Schätzung der Maria Theresianischen Fassion (genaue Aufzeichnungen von Wald, Wiese und Ackerland; hier wird der Besitzer und eine Art Einheitswert wiedergegeben).14)

Tiefenbach (Leopold Windhager) 341 1/2
Url (Georg Nußbaumer) 320
Anthof (Mathias Dorfmayr) 306 1/2
Groß-Schönegg
(Mathias Rambskogler) 286
Schreiberlehen (Peter Dorfmayr) 277 1/2
Schweighof (Michael Ameßbichler) 275
Ober Panholz (Mathias Panholtzer) 268 1/2
Unter Panholz (Simon Gäßler) 267
Hocheben
(Georg Zechmeisterhofer) 263
Schweinegg (Sebastian Großeywer) 262
Gmeinerlehen (Simon Grüfter) 262
Krenlehen (Josef Farfeleder) 255
Moos (Johann Pfaffeneder) 251
Groß Rexnitz (Georg Blöttenbacher) 234 1/2
Raben(ober)lueg
Hannß Gmeinerlehner) 225
Nieder-Schönegg (Johann Magerer) 219 1/2
Pyhrn (Pirner)
(Hannß Mößengruber) 217
Reiterhof (Matthias Looßbichler) 213
Rockenbichl
(Stephan Schweighuber) 206
Bischofberg (Thomas Haberfellner) 204
Ertl (Mathias Flachenegger) 96

1837

In der "Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Ens... V.O.W.W." aus dem Jahre 1837 ff. wird folgendes über unsere Gegend geschrieben:

St. Michael am Bruckbach
Ein Pfarrdorf von 185 Häusern ... In 243 Familien befinden sich 565 männliche, 592 weibliche Personen und 150 schulfähige Kinder; diese besitzen an Viehstand 7 Pferde, 298 Ochsen, 360 Kühe, 6 Ziegen, 503 Schafe und 500 Schweine ... Die Bewohner sind Waldbauern und gut bestiftet; an Handwerkern befinden sich unter ihnen 1 Bäcker, 1 Schuhmacher, Schneider, Weber und 1 Binder. Ihre Erwerbszweige bestehen in der Waldwirtschaft, einer ziemlich guten Viehzucht mit Anwendung der Stallfutterung, bedeutende Viehhandel, Körnerbau von Weizen, Korn, Hafer, Gerste und Linsenfutter und starkem Obstbaue, wovon sie größtentheils Most bereiten... Das Wasser ist sehr gut, aber wenig, so, daß die höher gelegenen Einwohner sich im Sommer das Wasser aus dem Urlbache und einigen Quellen ziemlich weit holen mußten. Die Gegend ist ungemein schön... Der Urlbach, welcher den Ortsbezirk durchfließt, treibt vier Mühlen mit Brettersägen...." 15)

St. Peter in der Au, Rotte

257 Familien, 553 männliche, 603 weibliche, 62 Schulkinder. Der Viehstand enthält 48 Pferde, 298 Ochsen, 551 Kühe, 514 Schafe und 110 Schweine. "Der größte Theil der Einwohner sind Waldbauern ... In der Rotte befinden sich 2 Weber, 3 Schneider und 3 Schuhmacher ... Weizen und Kornbau ist gut, der Obstbau gut betrieben; auch erzeugen die Einwohner Kornbranntwein...

Der Bezirk dieser Rotte enthält viele Berge und Thäler, die jedoch keine eigene Benennung haben, nur der den höchsten Punkt bildende Berg heißt der Adelsberg, dann verdienen der in der Nähe sich erhebende Ochsenbühl und Tiefenbach-Berg noch eine Erwähnung. Thäler voll Lieblichkeit und ländlicher Anmut gibt es mehrere, die bedeutenderen zwei sind Tiefenbuch und Bruckbach... Das Klima ist rauh, aber eben so wie das Wasser sehr gesund, was den schönen, kräftigen Menschenschlag und das gute Aussehen der hiesigen Einwohner ohne Zweifel sehr befördert ... Der Fluß Url entspringt in hiesigem Bezirk, und zwar in dem der Herrschaft St. Peter gehörigen Walde, der Waidenberg genannt; über denselben bestehen drei Brücken, die Faindmühl-, Tiefenbach- und Bischofmühlbrücke. Am linken Ufer befinden sich die Schacher-, Tiefenbach-, Köhr- und Dorfmühle; am linken (corr. rechten!) Ufer die Mayer-, Ertelschmied-, Bruckbach-, Kehllehen-, Bischof- und Poomühle. Die Fischerei in der Url und in den Nebenbächen, sowie der Jagdnutzen gehört der Herrschaft St. Peter.16)

1909

"Am 10. August 1909 ging um zirka 3 Uhr nachmittags über dem Freithofberg und Buchenberg ein ungeheurer Wolkenbruch nieder, der entsetzliche Verherungen anrichtete, besonders im Url- und Nellingtal und im Neustiftgraben. Die hölzenen Brücken und Wasserwehren wurden fast

durchgehend zerstört. Im Gasthaus des Herrn Huber in Ertl stand das Wasser einen Schuh hoch in den Wohnungsräumen, in Tiefenbach floß das Wasser den Fenstern der Gaststube hinein und bei den Fenstern des Extrazimmers wieder heraus. Der Gastgarten und die Kegelbahn wurden von den Fluten hinweggeschwemmt. Ein Gräuel der Verwüstung. Und doch dauerte der Wolkenbruch nur 20 Minuten." (Memorabilienbuch der Pfarre St. Michael/Br.)

Anmerkungen:

1) Amstettner Anzeiger, Nr. 21, vom Mittwoch, 23. Mai 1973, S. 7: Interessanter urzeitlicher Steinzeitfund in Ertl;

Bote von der Ybbs, vom Freitag, 25. Mai 1973, S. 5: Prominenter urzeitlicher Steinzeitfund in Ertl; Bote von der Ybbs, vom Freitag, 19. April 1974, S. 3: Neuerlicher urzeitlicher Steinbeilfund in Ertl; alle Artikel von Anton Mitmannsgruber

2) Dieses Fundstück war im Besitz des Anton Mitmannsgruber

3) Österreichs Wiege - der Amstettner Raum, Amstetten - Waidhofen/Ybbs 1966, S. 20

4) Otto H. Urban, Wegweiser in die Urgeschichte Österreichs. Archäologie sehen, erkennen, verstehen, Wien 1989, S. 118 und 271

5) genauer in: Blätter des Vereins für Landeskunde 1888, S. 212-216; S 278

6) Diese Verwandtschaft und weitere sehr genaue Details wurden von Franz Steinkellner in Zusammenarbeit mit P. Benedikt Wagner nachgewiesen in dem Artikel: Udalschalk von

Stille, der Gründer des Stiftes Seitenstetten, und seine Blutsverwandten, die Brüder von Url, in: Österreichs Wiege, Beiträge zur Babenbergerzeit, 1976, S. 104-120

7) siehe HONB, Reihe B: Elisabeth Schuster, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen, 1. Teil A-E, Wien 1989, S. 521

8) Österreichs Wiege, Der Amstettner Raum, 1966, S. 62.

9) Max Gottschald, Deutsche Namenkunde, München 1932, S. 181 u. 222f

10) Karl Lechner, Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich. 976-1246, 21976, S. 70f

11) siehe den Artikel: Walter Ripka/Benedikt Wagner, Gemeinde Ertl, in: Die Gemeinden des Amstettner Raumes. Von der Vergangenheit zur Gegenwart, 1988, S. 159-161

12) Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten vom 15. 10. 1978

13) Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser in Niederösterreich. Zwischen Ybbs und Enns, Birken-Verlag Wien, 1979; (dazu auch der Artikel "Hertweichstein" in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich, Jahrgang XVII, 1883, S. 80-83: d. i. der Aufsatz: Topographie der verschollenen Ortschaften im V.O.W.W. von Stephan Neu)

14) Maria Theresianische Fassion der Katastralgemeinden St. Peter/Au und St. Michael, NÖ Landesarchiv, Abt. Ständisches Archiv, V.O.W.W. Für die Forschungsarbeit sei Herrn Rudolf Pölzl, Wien - Reiterhof, Ertl herzlicher Dank ausgesprochen.

15) Schweickhart, Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Ens ... V.O.W.W., Wien 1837 ff., Bd. 12, S. 10-12

16) ebd. Bd. 9, S. 275-277