Das Gemeindehaus

Die derzeit der Gemeinde dienenden Räumlichkeiten im Anbau an die Volksschule, reichen für den Dienstbetrieb nicht mehr aus. Daher wurde im Gemeinderat überlegt, ein eigenes Gemeindeamt zu errichten. Gedacht war an einen zentralen Platz im Ortsgebiet. Das der Pfarrkirche gegenüberliegende, der röm.-kath. Pfarrkirche Ertl gehörende Grundstück, bot sich hiefür geradezu an. Herr Pfarrer Anton Pachl stand einem Verkauf für diesen Zweck sehr positiv gegenüber. Mit Kaufertrag vom 14. Jänner 1961 wurde dieses Grundstück zum Preis von S 18.960,- durch die Gemeinde Ertl angekauft.

Nun ging man an die Realisierung dieses Bauvorhabens. Vom Gemeinderat wurde, ein Bauausschuß nominiert, welcher sich wie folgt zusammensetzte: Bürgermeister Franz Panstingl und die Gemeinderäte Ludwig Krenn, Ertl 83, Franz Spreitz, Ertl 69, Johann Schönegger, Ertl 73 und Alfred Schatz, Ertl 161.

Am 5. Juni 1961 wurde bei der Bezirkshauptmannschaft Amstetten um die Baubewilligung angesucht. In diesem Gebäude war im Erdgeschoß neben den Amtsräumen und Sitzungszimmer, ein Postraum und eine Wohnung vorgesehen. Im Obergeschoß wurde ein Lehrsaal, eine Schulküche und sanitäre Anlagen für die Unterbringung der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule vorgesehen.

Der südliche Teil wurde so geplant, daß ein allfälliger Zubau problemlos möglich ist. Hiebei wurde die Unterbringung eines praktischen Arztes oder eines Tierarztes überlegt.

Nachdem die Baubewilligung und die Ausschreibungsergebnisse vorlagen, wurde noch im Sommer mit den Bauarbeiten begonnen. Die Baumeisterarbeiten wurden von der Firma Schweidler, Wolfsbach, ausgeführt. Ein zügiger Baufortschritt ermöglichte, daß dieses Objekt bereits 1962 fertiggestellt werden konnte. Am Sonntag, dem 28. Oktober 1962, wurde dieses neue Haus der Gemeinde Ertl in einer feierlichen Zeremonie durch Pfarrer Anton Pachl eingeweiht und durch die Herrn Nationalräte Heribert Gram und Rudolf Graf, Bezirkshauptmann Hermann Lindermann und Bürgermeister Franz Panstingl eröffnet und seiner Bestimmung übergeben.

Die Gemeinde Ertl hatte nun ein eigenes Haus und konnte damit die Wanderschaft beenden. Das Gemeindeamt befand sich vom Jahre 1922 bis 1938 im Gasthaus Schlager, Ertl 3, vom Jahre 1938 bis 1945 im Gasthaus Lohnecker, Ertl 5, vom Jahre 1945 bis 1947 im Gasthaus Viertelmayer, Ertl 3, vom Jahre 1947 bis 1950 im Haus Ertl Nr. 172 (Köfler) und vom Jahre 1950 bis 1962 im Haus Ertl Nr. 2, Volksschulgebäude, Zubau.

Nachdem die landwirtschaftliche Fortbildungsschule im Jahre 1966 nach Haag verlegt wurde, diente die Küche der Volksschule für den Kochunterricht und der Lehrsaal von 1966 bis 1972 dem Polytechnischen Lehrgang Ertl als Klasse. Die Poststelle wurde im Jahre 1973 aufgelassen und die motorisierte Landzustellung eingeführt.

Kindergarten

Am 22. November 1973 beschließt der Gemeinderat die Errichtung eines Landeskindergartens beim Amt der NO Landesregierung zu beantragen. Dieser soll im alten Volksschulgebäude untergebracht werden. Mit Bescheid vom 22. August 1974, ZI. VIII/6-544172-1974 wurde die Errichtung eines zweigruppigen öffentlichen Kindergartens im ehemaligen Volksschulgebäude Ertl Nr. 2 genehmigt.

Im Jahre 1975 wurde mit Bausachverständigen die notwendigen Umbauten genau erhoben. Dabei stellte sich heraus, daß eine

Gemeindehaus - Gesamtansicht

entsprechende Gebäudeadaptierung mit rund 1,2 Mio. Schilling zu veranschlagen ist. Eine Erhebung, wer seine Kinder in den Kindergarten geben wird, ergab, daß gut 20 Kinder zu erwarten sind. Am 3. Oktober 1975 befaßte sich der Gemeinderat neuerlich mit dieser Angelegenheit und es wurde beschlossen, einen eingruppigen Kindergarten im Obergeschoß des Gemeindeamtshauses einzurichten.

Zu Beginn des Jahres 1976 wurden die Umbauarbeiten ausgeschrieben und im Laufe dieses Jahres ausgeführt. Am 1. März 1977 konnte der eingruppige NO Landeskindergarten Ertl in Betrieb genommen werden. Als Kindergartenhelferin wurde Frau Gertrude Dorfmair in den Dienst der Gemeinde Ertl aufgenommen. Die gesamten Investitionskosten betrugen 1 Mio. Schilling.

Zubau am Gemeindehaus

Da beinahe alle Kinder vor Schulbeginn mindestens l Jahr den Kindergarten besuchen, und die Geburtenzahlen ansteigen, war mit einer Kindergartengruppe nicht mehr das Auslangen zu finden. Daher wurde vom Gemeinderat am 9. Mai 1986 beschlossen, im Jahre 1987 die Räumlichkeiten für die Unterbringung einer zweiten Kindergartengruppe in Form eines Zubaues zu schaffen.

Dipl.-Ing. Friedrich Michael Steinbacher, Hollenstein/Ybbs wurde mit der Planung und Bauüberwachung beauftragt. Dieser Zubau wurde an der bereits 1962 geplanten Stelle situiert.

Das Kellergeschoß wurde als Lagerraum, das Erdgeschoß als Ordinationsräume für eine praktischen Arzt und das Obergeschoß für eine zweite Kindergartengruppe geplant.

Mit den Bauarbeiten wurde die Fa. Stöckler, Weistrach, betraut. Die Arbeiten wurden am 6. April begonnen und am 20. November 1987 bereits abgeschlossen. Gleichzeitig wurden am bestehenden Gebäude die Fenster und die Außenfassade erneuert.

Bereits im September 1987 konnten die Räumlichkeiten für die 2. Kindergartengruppe in Betrieb genommen werden. Derzeit besuchen zwischen 35 und 45 Kinder den zweigruppigen Landeskindergarten Ertl. Dieser dreigeschoßige Zubau und die Fassadenerneuerung kosteten 3 Mio. Schilling.

Praktischer Arzt

Im Jänner 1986 wurde bei der NÖ Ärztekammer und bei der NO Gebietskrankenkasse um die Bewilligung einer Planstelle für einen praktischen Arzt in Ertl angesucht. Das Gesundheits-Raumordnungsprogramm für NÖ wurde in der Weise beeinsprucht, daß für Ertl eine Planstelle bewilligt wird. Herr Bürgermeister Johann Schachermayer ließ auch die politische Intervention bei Landeshauptmann Siegfried Ludwig nicht unversucht. Und tatsächlich stellte sich dieser lang ersehnte Erfolg ein. Mit 1. Oktober 1987 wurde Herrn Dr. Fritz Reith eine Planstelle für einen praktischen Arzt in St. Peter/Au mit der Auflage bewilligt, daß er 12 Stunden/ Woche in der Gemeinde Ertl eine Ordination betreiben muß. Damit war für die Ertler Bevölkerung eine bedeutende Verbesserung hinsichtlich der ärztlichen Versorgung gegeben. Doktor Reith richtete seine Ordination in den vorgesehenen Räumlichkeiten im Erdgeschoß des Gemeindehauses ein. Bedauerlicherweise wurde Doktor Reith die Bewilligung zur Haltung einer ärztlichen Hausapotheke am Ordina-tionssitz in Ertl letztinstanzlich versagt.

Mutterberatungsstelle

Im Jahr 1970 wurde durch das Land NÖ in Ertl eine Mutterberatungsstelle in den von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten im alten Volksschulgebäude, Ertl 2, eingerichtet. Nachdem die Wohnung im Gemeindehaus im Jahre 1989 frei wurde, konnte die Mutterberatung hier eingerichtet werden. Die Mutterberatungsstelle stellt eine wichtige Vorsorge- und Beratungseinrichtung für junge Mütter dar.

Musikschule

Zu Beginn des Jahres 1990 werden mit dem Magistrat Waidhofen/Ybbs, Verhandlungen bezüglich der Installierung einer Musik-Filialschule in Ertl geführt. Nach positivem Verhandlungsverlauf wird mit 1. März 1990 eine Filial-Musikschule der städtischen Musikschule Waidhofen/Ybbs, in Ertl eröffnet. Der Musikunterricht findet im Musik- und Pfarrheim Ertl statt. Infolge der hohen Betriebskosten wird der Unterricht ab September 1991 in das Gemeindehaus, Mutterberatung, verlegt.

Die Musik-Filialschule Ertl wird von durchschnittlich 60 Musikschülern im Alter zwischen 3 und 40 Jahren besucht. Zufolge des steigenden Arbeitsaufwandes an der Musikschule Waidhofen/Ybbs wird in St. Peter/Au der Carl-Zeller-Musikschul-Gemeindeverband gegründet. Diesem Gemeindeverband gehören die Gemeinden St. Peter/Au, Seitenstetten, Biberbach, Weistrach, Wolfsbach und ab September 1992 auch Ertl an. Die fundierte Musikausbildung in den Fächern Akkordeon, Gitarre, Klavier, Keyboard, Flügelhorn, Trompete, Waldhorn, Zugposaune, Blockflöte, Querflöte, Klarinette, Musikalische Früherziehung usw. begeistert alle. Daher ist auch der erhebliche finanzielle Aufwand der Gemeinde gerechtfertigt und sinnvoll.

PA